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Quiet Quitting im Trend
Yulia Zhuravleva

Quiet Quitting im Trend: Was Unternehmen jetzt tun können

Quiet Quitting beschreibt eine Arbeitseinstellung, bei der Beschäftigte nur noch ihre vertraglich vereinbarten Aufgaben erfüllen und keine Mehrleistung erbringen. Bei uns erfährst du, was Quiet Quitting im Einzelnen genau bedeutet, welche Ursachen dahinterstecken können und wie du damit möglichst konstruktiv umgehen kannst.

 

Die wichtigsten Fragen im Überblick

Wie funktioniert Quiet Quitting?

Quiet Quitting funktioniert so, dass Mitarbeitende nur noch das Nötigste tun, um ihre Aufgaben zu erfüllen – sie erfüllen ihre Jobbeschreibung, bringen aber kein zusätzliches Engagement mehr ein. Sie grenzen sich emotional ab, übernehmen keine Extraaufgaben und distanzieren sich innerlich vom Unternehmen, ohne tatsächlich zu kündigen.

Wie unterscheidet sich Quiet Quitting von innerer Kündigung?

Quiet Quitting ist eine bewusste Grenzziehung und kann durchaus mit Zufriedenheit einhergehen, während innere Kündigung durch Frustration und emotionale Abkopplung entsteht. Quiet Quitter arbeiten oft effizient, aber ohne Zusatzengagement.

Wie können deutsche Unternehmen Quiet Quitting vorbeugen?

Durch transparente Kommunikation, faire Entlohnung von Mehrleistung, Förderung der Work-Life-Balance und Schaffung einer Kultur, in der zusätzliches Engagement freiwillig und wertgeschätzt ist, aber nicht erwartet wird.

 

Inhalt


Was genau ist eigentlich dieses Quiet Quitting?

Während der Begriff Quiet Quitting 2022 über soziale Medien wie TikTok bekannt wurde, ist das Phänomen selbst nicht neu. Millionen von Mitarbeitenden weltweit haben begonnen, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Das Verständnis dieses Phänomens ist entscheidend, da es direkte Auswirkungen auf Mitarbeiterzufriedenheit,  Produktivität, Engagement und langfristige Bindung deiner Mitarbeitenden hat.

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Stille Kündigung? Das ist Quiet Quitting?

Quiet Quitting wird auch als “stille Kündigung” oder “Dienst nach Vorschrift” übersetzt und beschreibt eine bewusste Arbeitseinstellung, bei der Mitarbeitende ihre Leistung auf das vertraglich vereinbarte Minimum reduzieren. Im Gegensatz zu einer echten Kündigung verlassen diese Angestellten also nicht das Unternehmen, sondern stellen lediglich alle zusätzlichen Aktivitäten ein.

Verwandte Begriffe umfassen:

  • Stille Kündigung: Emotionaler Rückzug ohne formelle Kündigung
  • Work-to-Rule: Strikt nach Vorschrift arbeiten
  • Soft Quitting: Gradueller Rückzug aus zusätzlichen Verpflichtungen

Woran du - unter Umständen - erkennen kannst, dass deine Mitarbeitenden sich innerlich bereits auf dem Rückzug befinden?  Mögliche Ausdrucksformen des Quit Quiet können zum Beispiel folgende sein: 

  • Pünktliches Erscheinen und Verlassen ohne Überstunden
  • Ablehnung von freiwilligen Projekten oder Meetings
  • Minimale Teilnahme an sozialen Firmenveranstaltungen
  • Beschränkung der Kommunikation auf das Notwendige

Unterschied zur inneren Kündigung: 

Während innere Kündigung meist durch Frustration und emotionale Abkopplung entsteht, ist Quiet Quitting eine bewusste Grenzziehung zur Wahrung der Work-Life-Balance. Menschen, die “quiet quitting” praktizieren, sind nicht zwangsläufig unzufrieden – sie priorisieren lediglich ihr Privatleben.

Abgrenzung zu Quiet Firing: 

Als Gegenstück zum Quiet Quitting beschreibt Quiet Firing eine Arbeitgeber-initiierte Strategie, bei der Mitarbeitende durch Verschlechterung der Arbeitsbedingungen zur Selbstkündigung gedrängt werden.

Verbindung zu Generation Z-Werten: 

Besonders jüngere Generationen sehen Arbeit als einen Lebensbereich unter vielen und lehnen die traditionelle “Hustle Culture” ab, die persönliche Opfer für unklare Belohnungen verlangt.

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Warum der Trend Quiet Quitting auch in der deutschen Arbeitswelt eine Rolle spielt

Aktuelle Daten zeigen, dass Quiet Quitting in Deutschland weiterhin ein relevantes Thema ist.

Laut dem Gallup Engagement Index 2024 zeichnet sich folgendes Bild ab:

  • Nur 9 % der Beschäftigten in Deutschland haben eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber – ein historischer Tiefstand.

  • Rund drei Viertel der Arbeitnehmenden machen nur noch Dienst nach Vorschrift und zeigen kein zusätzliches Engagement über ihre Kernaufgaben hinaus.

  • Etwa 13 % der Mitarbeitenden haben bereits innerlich gekündigt.

  • Der daraus resultierende Produktivitätsverlust wird auf über 113 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

  • Nur 34 % der Beschäftigten planen, in den nächsten drei Jahren bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu bleiben.

Diese Zahlen zeigen deutlich: Emotionales Engagement und langfristige Mitarbeiterbindung stellen für deutsche Unternehmen eine wachsende Herausforderung dar.

 

Darum solltest du dem Phänomen Quiet Quitting Aufmerksamkeit widmen

Dem Phänomen Quiet Quitting in deinem Unternehmen sollte Aufmerksamkeit gewidmet werden, weil es direkte Auswirkungen auf Produktivität, Arbeitsklima und die Wettbewerbsfähigkeit hat – ebenso ist es ein wichtiges Signal für strukturelle oder kulturelle Defizite in der Führung und Organisation.

Zwei weitere Aspekte spielen für dich als Arbeitgeber darüber hinaus eine wichtige Rolle. 

Wirtschaftliche Auswirkungen: 

Der deutsche Arbeitsmarkt ist geprägt von Fachkräftemangel, was die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer stärkt. Unternehmen können es sich weniger leisten, engagierte Mitarbeiter durch unausgewogene Erwartungen zu verlieren.

Generationswandel: 

Generation Y und Z priorisieren zunehmend Selbstverwirklichung, sinnstiftende Arbeit und Work-Life-Balance gegenüber traditionellen Karrierezielen. Diese Verschiebung der Werte macht Quiet Quitting zu einem strukturellen Phänomen, nicht nur einem vorübergehenden Trend.

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Schritt-für-Schritt-Anleitung: So kannst du Quiet Quitting im Unternehmen begegnen

Quiet Quitting stellt dich als Unternehmen vor neue Herausforderungen – mit einer gezielten Schritt-für-Schritt-Anleitung lässt sich diesem schleichenden Motivationsverlust konstruktiv begegnen und die Mitarbeiterbindung nachhaltig stärken.

Schritt 1: Anzeichen erkennen und Ursachen identifizieren

Warnsignale für Quiet Quitting:

  • Pünktliches Arbeiten ohne freiwillige Mehrleistung
  • Gleichgültigkeit gegenüber Unternehmenszielen und -veranstaltungen
  • Fehlende Kreativität und Initiative bei Aufgaben
  • Rückgang der informellen Kommunikation mit Kollegen
  • Strikte Einhaltung der Arbeitszeiten ohne Flexibilität

Checkliste zur Identifikation betroffener Mitarbeiter:

Verhalten hat sich in den letzten 6 Monaten verändert
Lehnt zusätzliche Aufgaben oder Projekte ab
Zeigt weniger Interesse an Schulungen oder Weiterentwicklung
Kommuniziert nur bei direkter Ansprache
Verlässt Meetings pünktlich ohne informelle Gespräche

Ursachen durch Gespräche identifizieren: Führen Sie strukturierte Einzelgespräche, um die Gründe zu verstehen. Häufige Ursachen sind fehlende Anerkennung, unklare Karriereperspektiven, Überlastung oder das Gefühl, dass Mehrleistung nicht wertgeschätzt wird.

Schritt 2: Präventions- und Gegenmaßnahmen implementieren</h3>

Verbesserung der Work-Life-Balance:

  • Führe flexible Arbeitszeiten und Remote-Work-Optionen ein
  • Experimentiere mit 4-Tage-Woche in Pilotprojekten
  • Respektiere die Nicht-Erreichbarkeit der Mitarbeiter außerhalb der Arbeitszeiten
  • Stelle Mental-Health-Programme bereit

Stärkung der Wertschätzung:

  • Individuelles, regelmäßiges Feedback statt nur jährlicher Bewertungen
  • Anerkennungsprogramme für besondere Leistungen
  • Transparente Kommunikation über Karrierewege und Beförderungschancen
  • Faire Kompensation für Mehrarbeit

Positives Arbeitsklima schaffen:

  • Offene Kommunikationskultur durch regelmäßige Team-Meetings
  • Partizipative Führung mit Einbindung in Entscheidungsprozesse
  • Sinnstiftende Projekte, die den Unternehmenszweck vermitteln

Schritt 3: Erfolg messen und optimieren

KPIs zur Erfolgsmessung:

  • Engagement-Score: Regelmäßige Befragungen (Ziel: >3,5/5)
  • Fluktuationsrate: Besonders bei High-Performern (Ziel: <10% jährlich)
  • Krankenstand: Indikator für Belastung (Benchmark: <5%)
  • Überstunden-Verteilung: Vermeidung chronischer Überarbeitung
  • Teilnahme an freiwilligen Programmen: Indikator für Engagement

Kontinuierliche Optimierung: Etabliere einen vierteljährlichen Review-Prozess, in dem diese Kennzahlen analysiert und Maßnahmen angepasst werden. Wichtig ist, dass Verbesserungen kommuniziert und gefeiert werden.

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Fehler vermeiden beim Umgang mit Quiet Quitting

Fehler lassen sich im Umgang mit Quiet Quitting vermeiden, wenn du von Anfang an auf eine offene Kommunikation, klare Erwartungen und eine wertschätzende Unternehmenskultur setzt. Wichtig ist, realistische Arbeitsbelastungen zu gewährleisten und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden aktiv zu erfragen. Nur so entsteht Vertrauen und eine gesunde Work-Life-Balance, die inneres Kündigen verhindert. 

Fehler 1: Quiet Quitting nur als Generationenproblem betrachten

Ein häufiger Fehler besteht darin, Quiet Quitting ausschließlich als Generationenproblem zu betrachten. Studien zeigen, dass zwar insbesondere jüngere Altersgruppen wie die 21- bis 34-Jährigen stärker zu Quiet Quitting neigen, aber das Phänomen keineswegs auf sie beschränkt ist. So sind Mitarbeitende aus allen Altersgruppen betroffen, wenn grundlegende Bedürfnisse wie Anerkennung, faire Arbeitsbedingungen und eine ausgewogene Work-Life-Balance nicht erfüllt werden.

Nur etwa 18 Prozent der älteren Beschäftigten ab 55 Jahren ordnen sich dem Trend zu, dennoch zeigt sich, dass die Ursachen für Quiet Quitting generationsübergreifend in ungünstigen Arbeitsbedingungen und fehlender Wertschätzung liegen. Es handelt sich also nicht um ein bloßes Altersphänomen, sondern um ein strukturelles Problem, das du als  Unternehmer in jeder Altersgruppe ernst nehmen sollten.

Fehler 2: Ausschließlich auf Gehaltserhöhungen setzen statt ganzheitliche Lösungen

Ein weiterer häufiger Fehler besteht darin, ausschließlich auf Gehaltserhöhungen zu setzen, um dem Quiet Quitting entgegenzuwirken. Studien zeigen, dass Geld allein das Problem nicht löst. Mitarbeitende suchen zunehmend nach Sinn in ihrer Arbeit, nach Anerkennung und vor allem nach Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Entwicklung.

Ohne diese ganzheitlichen Aspekte kann selbst ein höheres Gehalt das Engagement nicht nachhaltig steigern oder ein innerliches Kündigen verhindern. Vielmehr sind Maßnahmen gefragt, die beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten, gesunde Work-Life-Balance und eine wertschätzende Unternehmenskultur umfassen. Nur so lassen sich Mitarbeitende langfristig motivieren und an das Unternehmen binden.

Fehler 3: Quiet Firing als Reaktion einsetzen

Ein weiterer folgenschwerer Fehler ist der Versuch, unengagierte Mitarbeitende mit Quiet Firing zum Gehen zu bewegen.

Quiet Firing beschreibt eine subtile, passive Methode, bei der Betroffenen wichtige Aufgaben, Entwicklungschancen oder Unterstützung entzogen werden, um sie aus dem Unternehmen zu drängen. Diese Praxis verschärft das Problem des Engagementverlustes und hat gravierende negative Auswirkungen auf die gesamte Unternehmenskultur. Mitarbeitende spüren die Ausgrenzung, was zu Vertrauensverlust, Unsicherheit und einem schlechten Betriebsklima führt. Auch das Team leidet, da die verbleibenden Mitarbeitenden oft demotiviert werden und Angst haben, selbst die nächsten zu sein. Langfristig steigt die Fluktuation, wertvolles Know-how geht verloren, die Produktivität sinkt und das Arbeitgeberimage wird nachhaltig geschädigt. Unternehmen riskieren dadurch nicht nur den Verlust von Talenten, sondern auch reputationsschädigende Effekte, die die Rekrutierung neuer Fachkräfte erschweren.

Statt diesen Weg zu wählen, sollten Führungskräfte auf offene Kommunikation, Konfliktlösung und eine gesunde Feedbackkultur setzen, um Vertrauen und Motivation im Team zu erhalten.

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Fazit

Quiet Quitting zeigt genau auf, wo du als Unternehmer die Arbeitskultur und Erwartungen überdenken solltest. Statt pauschale Programme zu fahren, sind individuelle Lösungen gefragt, um die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeitenden wirklich zu verstehen.

Work-Life-Balance ist heute unverzichtbar: Flexible Arbeitsmodelle wie Gleitzeit, Teilzeit, Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit sind essentiell, um private Grenzen zu respektieren und die Zufriedenheit zu steigern. Wertschätzung durch regelmäßiges Feedback wirkt nachhaltiger als sporadische Gehaltserhöhungen. Vorbeugende Maßnahmen sollten proaktiv ergriffen werden, bevor Quiet Quitting zum Problem wird. Führungskräfte sind gefordert, mit strukturierten Mitarbeitergesprächen zu starten, die Unternehmenskultur kritisch zu prüfen und präventiv zu handeln.

Die Zukunft der Arbeit liegt in der Balance zwischen Unternehmenszielen und menschlichen Bedürfnissen – nur so gewinnen und binden Firmen engagierte Mitarbeitende langfristig.

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Yulia Zhuravleva

Yulia ist Junior Search Experience Manager bei desk.ly und erstellt Content rund um hybride Arbeitsmodelle, Arbeitsplatzbuchung und digitale Trends. Ihre Beiträge verbinden Praxisnähe mit fundierten Insights, um Unternehmen und Mitarbeitende in der modernen Arbeitswelt zu unterstützen. Sie arbeitet selbst gerne flexibel zwischen Büro und Homeoffice und weiß, wie wichtig die richtige Umgebung für produktives Arbeiten ist.

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